Interview mit Michaela Küpper zu: Berlin 1922

Interview mit Michaela Küpper

Copyright: Michaela Küpper

 

 

Hallo liebe Michaela,

ich habe das Buch Berlin 1922 aus der Crime Mysteries Reihe gelesen und war sehr fasziniert von der Geschichte, den Hintergründen und den gestellten Rätsel-Fragen während der Ermittlungen.

Heute darf ich dich zu diesem Buch interviewen und bin schon sehr gespannt auf die Antworten 😊

 

 

 

1. Was fasziniert dich an den Zwanziger Jahren am meisten?

Die Zwanziger Jahre waren eine Zeit des Umbruchs und des Aufbruchs, aber auch der Zwiespältigkeit. Glanz und Elend,  Opulenz und Armut lagen dicht beieinander. Diese Zeit bietet durch ihre Reibungspunkte unheimlich viel Erzählstoff. Faszinierend ist auch zu sehen, wie Frauen aus ihrem Schattendasein heraustraten und ihre Rechte einforderten.

2. Wie kam es zu der Idee ein Buch zum Miträtseln zu schreiben?
Welche Inspirationen gab es für die Fälle?

Es hat mich gereizt, das Erzählerische mit dem Spielerischen zu verbinden. Wichtig war mir, die Geschichten rund um Kommissar Hartmann und seine Assistentin Menzel nicht nur als Vehikel für Knobelaufgaben zu betrachten, sondern ihnen Seele einzuhauchen und sie auch zum Lesevergnügen zu machen. Dazu sind Krimis ja wie geschaffen zum Miträtseln. Kriminalarbeit kann man mit dem Lösen eines Puzzles oder einer Denksportaufgabe vergleichen. Fakten sammeln, kombinieren, Schlüsse ziehen – das sind die Aufgaben eines Ermittlerteams, und die Leserinnen und Leser können es dabei unterstützen.
Zur Frage nach der Inspiration: Wie schon gesagt, bieten die Zwanziger Jahre mit ihren Spannungsfeldern erzählerisch sehr viel Material. Insbesondere Berlin war ja damals ein ganz heißes Pflaster. Mir war wichtig, die damals herrschende Stimmung einzufangen. Vor dem eigentlichen Schreibprozess habe ich mich deshalb in die Geschichte dieser Stadt eingelesen, insbesondere auch in die Kriminalgeschichte. Darin finden sich jede Menge Anregungen für Verbrechen aller Art. Ganz so brutal und grausam wie in der damaligen Realität geht es bei mir allerdings nicht zu. Ich erzähle meine Geschichten sozusagen mit einem Augenzwinkern.

3. Das Frauenbild in den Zwanziger Jahren ist in den Ermittlungen von Herrn Hartmann und seiner Assistentin Menzel deutlich zu spüren.
Wie bist du auf die Idee zu einer weiblichen Ermittlerin gekommen?

Das Frauenbild ist ja ein sehr spannender Aspekt diese Zeit. Da war ein wirklicher Aufbruch zu spüren, zumindest in den Metropolen. Die Frauen wurden selbstbewusster, nahmen sich etwas heraus, entwickelten eigene Interessen. Das spiegelte sich auch im Berufsleben wider: Frauen drängten in die Arbeitswelt, und sie erschlossen sich neue Erwerbsfelder. So auch die Polizeiarbeit. Es gab in einigen Regionen erstmals eine weibliche Schutzpolizei und in Hamburg und Preußen auch eine neu geschaffene weibliche Kriminalpolizei. Das Interesse, in vorderster Front an der Verbrechensbekämpfung mitzuwirken, war also da. Und es war groß. Dennoch hatten die Frauen natürlich gegen eine Menge Vorbehalte anzukämpfen, die die Männer gegen sie hegten. Kommissar Hartmann ist so ein Typ vom „alten Schlag“. Anfangs nimmt er seine Mitarbeiterin Rosalie Menzel nicht ernst, sie muss sich erst beweisen. Besonders viel Spaß haben mir die verbalen Scharmützel gemacht, die die beiden immer wieder austragen.

4. Das Design des Buches ist sehr aufwendig mit Bildern auf fast jeder Seite. Die Bilder passen sehr gut zur Geschichte.
Wie läuft da die Zusammenarbeit zwischen Autor und Illustrator ab?

Ich habe mir schon während des Schreibens Gedanken über die Bilder gemacht. Eine der Besonderheiten des Buches ist ja, dass Text und Bild eine Einheit bilden. Daher habe ich solche Motive gesucht, die zur Geschichte passen, oder mich umgekehrt von historischem Bildmaterial inspirieren lassen, das mich besonders angesprochen hat. Verlag und Grafikerin haben ebenfalls nach ergänzendem Material gesucht, und die Grafikerin hat wirklich eine super Arbeit geleistet. Das Layout ist sehr ansprechend und stimmig, finde ich. Da ich eine Schwäche für gut gestaltete Bücher habe, bin ich besonders stolz darauf, dass Berlin 1922 so schön geworden ist.

 

5. Was ist schwieriger, ein Rätselbuch oder einen Krimi zu schreiben und warum?

Für mich ging das Hand in Hand. Hartmann und Menzel haben ja alle Hände voll damit zu tun, ihre Fälle zu lösen. Im Grunde stehen sie während ihrer Arbeit vor denselben Aufgaben und Fragen wie die Leserinnen und Leser. Beim Schreiben muss man das Pferd allerdings sozusagen von hinten aufzäumen. Denn bei einem Rätselbuch muss es ja eindeutige Lösungen geben, es darf nichts im Argen bleiben und man darf auch keine möglichen Alternativen zulassen. Da muss man schon sehr aufpassen und die Dinge gründlich durchdenken.

6. Wie sieht ein „typischer“ Arbeitstag aus?

Nicht sonderlich spektakulär, fürchte ich. Ich stehe auf, koche mir eine Kanne Tee, lese die Tageszeitung, und dann fange ich an zu arbeiten. Über Mittag erledige ich oft andere Dinge und setze mich dann am späten Nachmittag oder Abend noch mal hin. Goldene Einfälle kann man von mir frühmorgens nicht erwarten. Die kreativste Phase habe ich häufig abends. Am Morgen betreibe ich daher eher die Recherchen für meine Projekte, überarbeite das bereits Geschriebene, beantworte E-Mails, führe Telefonate etc.

7. Was brauchst du unbedingt zum Schreiben (außer dem PC) Kaffee, Tee, Kekse, Musik?
Und welche Musik hörst du beim Schreiben, wenn du welche hörst?

Leider kann ich nicht gut denken, wenn ich Musik höre. Insbesondere vertrage ich bei der Arbeit keine Musik mit Gesang, so schön die Stimmen auch sein mögen J. Also sollte einigermaßen Ruhe herrschen. Betonung auf „einigermaßen“. Ansonsten brauche ich viele warme Getränke. Eine dampfende Tasse mit was auch immer drin gehört für mich einfach dazu. Kekse wären schön, die verkneife ich mir aber. Meistens.

8. Du darfst eine Zeitreise machen und einen Tag mit einer berühmten Persönlichkeit deiner Wahl verbringen.
Wer wäre es und was würdet ihr unternehmen?

Ich würde natürlich sehr gern in die 1920er Jahre zurückreisen. Dann würde ich Josephine Erkens interviewen. Sie ist zwar keine berühmte Persönlichkeit, hätten aber verdient, eine zu werden. Josephine Erkens wurde selbst erstmals zur Kriminalkommissarin ausgebildet und hat anschließend die Weibliche Kriminalpolizei aufgebaut. Mit ihr würde ich sehr gern einmal darüber sprechen, was sie zu ihrer Berufswahl bewogen hat, wie sie ihre Arbeit sah und wie sie sich gegen männliche Ressentiments zur Wehr setzte. Es gibt ja leider viel zu wenige Geschichten über innovative, beruflich erfolgreiche Frauen in der Vergangenheit.

09. An welchem Projekt arbeitest du aktuell und kannst du den Lesern hierzu schon ein klein wenig verraten?

Allzu viel verraten darf ich wie gesagt nicht, aber es ist wieder ein historischer Stoff. Und wie immer spielen starke Frauen eine tragende Rolle.

10. Was möchtest du deinen Lesern abschließend sagen?

Ich möchte mich ganz einfach herzlich für das Interesse an meiner Arbeit bedanken. Ein Buch hat ja nur dann einen Wert, wenn es auch jemand liest. Und Berlin 1922 will ja nicht nur gelesen und angeschaut werden. Es geht noch einen Schritt weiter und fordert die aktive Beteiligung. Ich freue mich über jede und jeden, der sich darauf einlässt und Spaß daran hat.

Vielen Dank, dass du dich für dieses Interview zur Verfügung gestellt hast.

Und nun noch ein paar Weitere Informationen zum Buch:

 

Taschenbuch: 224 Seiten
Verlag: Ullmann Medien
Erscheinungstermin: 26.04.2021
ISBN: 978-3741525759
Preis: 9,99 €
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Berlin 1922 – eine Stadt zwischen Vergnügen und Verbrechen. Der knorrige Kommissar Gunther Hartmann und seine aufstrebende Assistentin Rosalie Menzel sind beauftragt, eine Reihe geheimnisvoller Kriminalfälle aufzuklären. Folgen Sie Hartmann und Menzel in die mondäne Welt des Stummfilms, in elegante Stadtvillen und ins verrufene Scheunenviertel. Tauchen Sie ein in 11 spannende, reich illustrierte Geschichten mit viel Zeitkolorit und werden Sie selbst zum Ermittler: Finden Sie Antworten auf eine Reihe tatrelevanter Fragen und kommen Sie dem Täter auf die Schliche! Unabdingbar sind eine gute Kombinationsgabe, logisches Denken und akribische Detektivarbeit

Quelle Ullmann Medien

 

Meine Rezension findet ihr hier:

 

 

 

 

 

 

 

 

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