Das rote Adressbuch ~ Sophia Lundberg [Rezension]

 

Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
Erscheinungstermin: 18.11.2019
ISBN: 978-3442489817
Originaltitel: Den röda Adressboken
Übersetzung: Kerstin Schöps
Preis: 10,00 € / eBook: 9,99 €
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Doris wächst in einfachen Verhältnissen im Stockholm der Zwanzigerjahre auf. Als sie zehn Jahre alt wird, macht ihr Vater ihr ein besonderes Geschenk: ein rotes Adressbuch, in dem sie all die Menschen verewigen soll, die ihr etwas bedeuten. Jahrzehnte später hütet Doris das kleine Buch noch immer wie einen Schatz. Und eines Tages beschließt sie, anhand der Einträge ihre Geschichte niederzuschreiben. So reist sie zurück in ihr bewegtes Leben, quer über Ozeane und Kontinente, vom mondänen Paris der Dreißigerjahre nach New York und England – zurück nach Schweden und zu dem Mann, den sie nie vergessen konnte.

 

 

 

Doris lebt allein in ihrer Stockholmer Wohnung. Als die alte Dame stürzt und an der Hüfte operiert werden muss  kann sie plötzlich nicht s mehr alleine machen und der Pflegedienst ist die einzige Abwechslung in ihrem tristen Alltag. Ihre Großnichte Jenny kommt zu Besuch und findet die Memoiren von Doris, die sie anhand ihres roten Adressbuches zu Papier gebracht hat.

Jenny erfährt wie Doris nach dem Tod ihres Vaters eine Dienstboten-stelle bei einer reichen Familie antreten musste und bald zu einem gefeierten Mannequin in Paris wird. Wie sie die große Liebe kennenlernt und den Ausbruch des zweiten Weltkrieges erleben musste.

Dies alles schildert Sophia Lundberg in kurzen Kapiteln, die sich sehr angenehm lesen lassen. Die Sprünge von der alten Dame Doris zu ihrem jüngeren Ich sind dadurch, dass sie chronologisch stattfinden sehr gut nachvollziehbar, Ich wusste als Leserin also immer ganz genau wo ich mich befand und konnte ohne den Lesefluss zu unterbrechen zwischen beiden Zeitebenen hin und her springen.

„Jenny nimmt das abgegriffene Buch mit dem roten Ledereinband hoch und streicht über die vergilbten Seiten. Fast jeder Name ist durchgestrichen. Dahinter hat sie jeweils TOT geschrieben. Der Gedanke daran, wie einsam Doris gewesen sein muss, ist fast nicht auszuhalten. Sie fragt sich, wie lange Doris hier schon allein gesessen hat. Wie viele Jahre. Ohne Freunde. Ohne Familie. Nur mit ihren Erinnerungen als Gesellschaft. Die schönen. Die schmerzhaften. Die schrecklichen.“

So sehr mich die alte Doris in ihrer Hilflosigkeit, Frustration und Einsamkeit berührt hat, so wenig konnte ich mit der jungen Doris teilweise anfangen. Immer wieder musste sich gegenseitig beteuert werden wie schön man doch ist und so bekam ich den Eindruck, dass Doris eine sehr oberflächliche junge Frau war. Natürlich war die Schönheit ihr Kapital, aber es schien sich in manchen Kapiteln alles darauf zu reduzieren.

Doris erzählt anhand der Einträge in ihrem Adressbuch von den einzelnen Menschen und bei einigen geht dies von Freude über Zuneigung bis hin zur Trauer und dem abschied, wenn sie einen Namen durchstreicht und TOT dahinter schreibt.

Sophia Lundbergs Roman handelt von der Einsamkeit und Hilflosigkeit im Alter, aber auch von einem bewegten Leben, das diesem alten Menschen vorangegangen sein mag. Es handelt davon, dass wir füreinander da sein sollten und zuhören, wenn uns jemand etwas berichtet. Denn alte Menschen haben viel zu sagen und auch viel Wissen weiterzugeben.

 

 

 

Ein ruhiger und tiefgründiger Roman über das Leben und das Älterwerden. Lasst euch von Doris mit auf eine Reise durch ihr Leben nehmen.

Ich vergebe hier:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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