Hallo ihr Lieben,
heute darf ich euch ein Interview mit Robert Corvus präsentieren. Ich habe ihm ein paar Fragen gestellt, von denen einige auch von euch stammen. |
|
P.s.: Da die Frage aufkam aufgrund des Größenunterschiedes auf dem Bild: ich bin nur 1,56 “groß” 😉 |
-
Wie ist dein Werdegang als Autor? Wusstest du schon immer, dass du schreiben wolltest? Wann hast du begonnen damit?
Ich wollte immer erzählen. Meine erste Geschichte habe ich auf dem Kassettenrekorder meiner großen Schwester aufgenommen. Es ging um einen Panther, der im Dschungel auf die Jagd geht.
In der Schule war Deutsch eines meiner Lieblingsfächer. Ich habe gern Aufsätze geschrieben und damals schon häufig die Längenvorgabe überschritten.
Mit 16 bin ich in einen Fantasyclub eingetreten, der ein Vereinsmagazin herausgibt, für das man Kurzgeschichten einschicken kann. Meine Beiträge dort zählen zu meinen ersten Veröffentlichungen. Parallel habe ich so genannte “Fanzines” herausgegeben oder Beiträge für die Fanzines von anderen eingeschickt. Das war in der Prä-Internet-Ära, die Dinger wurden im Copyshop vervielfältigt und getackert. Ich war sehr stolz auf meinen XL-Tacker, der DIN A4 in der Mitte tackern konnte, sodass man mit einem Knick ein DIN A5-Heftchen erhielt.
Als ich nach Köln gezogen bin, habe ich an Hinterzimmerlesungen in Cafés teilgenommen. Meist bekam ich einen Slot von 5 Minuten, in denen ich Kurzgeschichten und bald auch erste Romanauszüge vorgetragen habe. In dieser Szene gründete sich auch ein Verlag, der meinen Vampirroman Sanguis B. herausbrachte.
Bei Fantasy Productions durfte ich in den Taschenbuchreihen BattleTech und Das schwarze Auge veröffentlichen. Das geschah noch unter meinem Pseudonym Bernard Craw. Und 2013 – 25 Jahre nach der ersten Kurzgeschichte für meinen Fantasyclub – erschien mit Feind mein erster Roman in einem Publikumsverlag. Seitdem bin ich hauptberuflich Schriftsteller.
-
Viele Autoren berichten, dass sie nach einigen Jahren am liebsten alte Werke umschreiben möchten. Gibt es Bücher von dir, die du heute am liebsten noch einmal überarbeiten würdest?
Ja, alle. Ein Buch wird niemals fertig, man lässt es nur frei. Zudem entwickelt man sich als Schriftsteller ständig weiter. Tendenziell würde ich daher vermutlich bei den am längsten zurückliegenden Büchern am meisten ändern. Tatsächlich liebäugele ich gerade mit einer überarbeiteten und erweiterten Neuauflage einiger Romane …
Das kommt auch in einer anderen Geschmacksrichtung vor. Mit Im Schatten der Dornrose habe ich mich an einem Fantasy-Roadmovie versucht. Der Roman hat schöne Aspekte, aber mit dem tragenden Spannungsbogen war ich unzufrieden. Ich habe dann mit Knecht einen weiteren Roman geschrieben, der ein ähnliches Handlungsgerüst aufweist. Knecht ist in gewisser Weise ein zweiter Versuch zu Im Schatten der Dornrose.
-
Du hast ja bereits zahlreiche Werke geschrieben, darunter sowohl Fantasy als auch Science Fiction. Welches Genre würdest du niemals schreiben und warum?
“Niemals” ist ein großes Wort – für die etwas entferntere Zukunft, fünf Jahre oder weiter, schließe ich nichts aus. Aber im Kriminalroman zum Beispiel kenne ich mich schlecht aus, ich habe da als Leser nur selten einen Zugang, und auch im Film reizen mich Krimis nicht oft. Deswegen ist das ein Genre, in dem ich derzeit keinerlei Ambitionen habe.
-
Die Phileasson-Saga hast du zusammen mit Bernhard Hennen geschrieben. Wie läuft ein typischer Arbeitstag bei euch beiden ab?
Wir schreiben immer noch daran. Mit Silberflamme ist gerade der vierte Teil erschienen, der sogar eine Woche auf der Spiegel-Bestsellerliste präsent war. Insgesamt sollen es zwölf Teile werden.
Der typische Arbeitstag sieht in diesem Projekt ebenso aus wie bei jedem Schriftsteller: Man sitzt einsam vor seinem Computer, schiebt Elemente des Szenenplan hin und her oder tippt auf der Tastatur herum und fragt sich, ob das Ergebnis jemals irgendwen interessieren wird. Das ist geradezu erschreckend unspektakulär.
Irgendwann hat man einen Handlungsstrang fertig, in meinem Falle ist das der Strang um Kapitän Asleif Phileasson. Den schicke ich an Bernhard Hennen, der mir den Text mit Anmerkungen versehen zurückschickt. Das geschieht häppchenweise, mal 50 Seiten, mal einige mehr. Ich mache dasselbe, wenn sein Handlungsstrang kommt.
In den intensiven Phasen setzen wir uns etwa alle zwei Wochen zusammen und gehen die Knackpunkte gemeinsam am Bildschirm durch, um eine Lösung zu finden, die uns beiden gefällt. Dabei trinken wir traditionell Bananensaft einer bestimmten Marke, und meistens gehen wir abends gemeinsam Essen. Aus diesen Arbeitstreffen hat sich schnell eine Freundschaft entwickelt, was mich sehr freut.
-
Hast du einen festen Plan nach dem du schreibst oder machen deine Protagonisten was sie wollen?
Ich mache immer einen Szenenplan, schon, um die Länge abschätzen zu können, die das Manuskript am Ende haben wird. Allerdings ändert sich dieser während des Schreibprozesses ständig, weil auch hier das Bessere der ärgste Feind des Guten ist. Wenn mir also eine Idee für eine Wendung kommt, die noch dramatischer oder noch komischer oder noch actionreicher ist als das, was ich ursprünglich im Sinn hatte, setze ich die auch um und passe den Plan entsprechend an. Das geht in der Tat oft von den Protagonisten aus, wenn man sich in sie hineinfühlt und denkt: Nein, hier wird er anders agieren …
Den Rekord hält dabei mein BattleTech-Roman Karma, in dem ich dreimal probiert habe, eine bestimmte Figur umzubringen. Am Ende hat sie überlebt, weil in die Geschichte dadurch in jedem der drei Fälle interessanter wurde. Es war sozusagen nicht ihr Karma, zu sterben.
-
Du darfst in einer deiner Geschichten leben. Welche Welt würdest du wählen?
Es wäre die Welt von Feuer der Leere, weil mich das Leben in der Schwerelosigkeit fasziniert. Da ist die Erde zwar zerstört, aber die Menschheit hat sich auf Großraumschiffen eingerichtet, die zwischen den Sternen ihre Bahn ziehen. Man sieht das Licht vieler Sonnen, und wenn man als Xenofarmer für die Versorgung der Menschen zuständig ist, betritt man auch viele Planeten – wenn auch jeweils nur kurz. Dort bringt man schnellwachsendes Saatgut aus, das an die jeweilige Umgebung angepasst ist, und bringt die Ernte ein, bevor die Feinde der Menschheit die Flotte einholen.
Es ist ein gefährliches Universum, aber es ist auch voller Wunder – und man hält zusammen, in aller Vielfalt, die das Menschsein ausmacht.
-
Du bringst deine Leser zum Singen in deinen Lesungen .Wie bist du auf die Idee mit der Gesangseinlage gekommen?
Das ist eine Spezialität bei den Phileasson-Lesungen. Ursprünglich ging es nur darum, dass Bernhard Hennen und ich eine Szene gemeinsam, aber mit verteilten Rollen vortragen wollten. In Nordwärts, dem ersten Band, bot sich dafür eine Passage an, in der der mitreisende Skalde Ohm Follker ein Kampflied schmettert. Dieser Part fiel mir zu, und ich habe auf der Lesung die entsprechenden Stellen auch gesanglich vorgetragen. Bei den Thorwalern ist dabei praktisch, dass man Mängel in Textsicherheit und Melodiegespür immer mit zusätzlicher Lautstärke ausgleichen kann.
Unser Vortrag kam gut an, und die nächste Ausbaustufe bestand darin, Textblätter auszuteilen und gemeinsam mit dem Publikum zu singen. Die Lieder kommen zwar in den Romanen nicht vor, thematisieren aber Motive aus der Handlung. Fast alle machen mit und haben einen großen Spaß dabei – und vor allem kann man hinterher verkünden, dass man zum Erfolg des Thorwalerchors beigetragen hat. Das verbindet.
Wer jetzt gerne eine Lesung mit Robert sehen möchte, dem habe ich folgendes Video beispielhaft eingebunden. Eine Lesung aus “Die Wölfin”:
Nun verlinke ich euch auch den YouTube-Kanal von Robert Corvus Hier findet ihr noch jede Menge weitere tolle Videos.
Dazu noch die Autoren-Homepage. Hier gibt es auch viel zu entdecken.
Wer nun Lust hat eines der Lieder (oder gern alle drei) mitzusingen, der findet ganz unten im Beitrag die
Texte, die mir zum Einbinden zur Verfügung gestellt wurden.
-
Du darfst auf eine einsame Insel nur ein einziges Buch mitnehmen, welches wäre das?
Auf jeden Fall eines, das ich noch nicht gelesen habe. In meinen Regalen (Mehrzahl) mit ungelesenen Büchern hat sich viel angesammelt, worauf ich schon sehr neugierig bin. Beispielsweise möchte ich gern endlich Der Name des Windes von Patrick Rothfuss lesen.
-
Du hast die Möglichkeit einen deiner Protagonisten zu treffen im echten Leben. Für wen würdest du dich entscheiden und was würdet ihr unternehmen?
Die Figur, die mich am nachhaltigsten beeindruckt, ist Tynay aus Schattenkult. Sie hat das Wesen der Finsternis, die in jedem Menschenherzen wohnt, tiefer durchdrungen als jeder andere. Davon würde sie mir erzählen, während wir über die großen Sanddünen wandern, die ihre Heimat sind.
-
Welche Werke dürfen wir demnächst erwarten? Woran arbeitest du zurzeit?
Kürzlich habe ich meinen Handlungsstrang in Schlangengrab, dem sechsten Teil der Phileasson-Saga, an meinen Kollegen Bernhard Hennen geschickt. Diesmal geht es hinaus auf die hohe See, wo man gefährlichen Haien nachstellt und eine Seeschlange sucht, der man einen Zahn aus dem Kiefer brechen will. Viel Raum nimmt auch Aventuriens schönste, vielleicht aber auch gefährlichste Insel ein: Maraskan. Wir besuchen die heilige Stadt Boran, wo der Haupttempel der Zwillingsgötter steht. Dabei lernen wir, dass Rur den Weltendiskus als Geschenk geschaffen hat, den er/sie seiner Bruderschwester Gror durch den Äther hindurch zuwirft. Und wir schlagen uns durch den Dschungel mit seinen merkwürdigen menschlichen und nichtmenschlichen Bewohnern.
An den Piper Verlag habe ich das Manuskript von Das Imago-Projekt geschickt. Es spielt im selben Universum wie Feuer der Leere. Diesmal treffen die Raumschiffe der Menschheit auf eine Zivilisation, die selbst für Science-Fiction-Verhältnisse exotisch ist. Obwohl unbeweglich, ist sie der Menschheit auf vielen Ebenen so weit überlegen, dass sie infragestellt, ob es sich beim homo sapiens überhaupt um intelligentes und empfindendes Leben handelt.
Und was ich als nächstes angehe … Nun, am Freitag werde ich mich auf der Buchmesse mit den Lektorinnen von Piper und Heyne treffen. Ich denke, da werden wir auch über künftige Projekte sprechen.
Das waren 10 Fragen an Robert Corvus. Ich bedanke mich dafür, dass
du mir das Interview ermöglicht hast und den Lesern einen kleinen Einblick hinter die Kulissen gewährt hast.
Wer nun einen Blick auf die bisher erschienen Werke werfen möchte, dem stelle ich die bisher erschienen Bücher von Robert Corvus/ Bernard Craw einmal vor:
Als Bernard Craw:
In der Reihe Das Schwarze Auge:
- Die Türme von Taladur I: Türme im Nebel. Ulisses, 2011
- Isenborn I: Stein. Fantasy Productions, 2010
- Isenborn II: Erz. Fantasy Productions, 2010
- Isenborn III: Eisen. Fantasy Productions, 2010
- Isenborn IV: Stahl. Fantasy Productions, 2010
- Im Schatten der Dornrose. Fantasy Productions, 2009
- Todesstille. Fantasy Productions, 2009
In der Reihe Classic BattleTech:
- Andurienkriege 3: Gier. Ulisses, 2014
- Andurienkriege 2: Zorn. Ulisses, 2012
- Andurienkriege 1: Präludium. Ulisses, 2012
- Karma. Fantasy Productions, 2007
Einzeltitel:
- Sanguis B. Köln : van Aaken, 2005
- Bei Regen und bei Sonnenschein. – Gedanken und Erfahrungen eines Weltgereisten. 2007, Verlag: Michael Haitel p.machinery.
Als Robert Corvus:
- Die Schattenherren
- Giftschatten. Piper, 2013
- Feind. Piper, 2013
- Knecht. Piper, 2013
- Herr. Piper, 2014
- Schattenkult. Piper, 2014
- Grauwacht. Piper, 2015
- Drachenmahr. Piper, 2015
- Die Schwertfeuer-Saga
- Rotes Gold. Piper, 2016
- Söldnergold. Piper, 2017
- Weißes Gold. Piper, 2017
- Grünes Gold. Piper, 2017
- Feuer der Leere. Piper, 2017
Die Phileasson-Saga (zusammen mit Bernhard Hennen):
- Nordwärts. Heyne, 2016
- Himmelsturm. Heyne, 2016
- Die Wölfin. Heyne, 2016
- Silberflamme. Heyne, 2017
Perry Rhodan:
- Perry Rhodan Neo. 2013–2014
- Perry Rhodan – Stardust. 2014.
- Perry Rhodan. seit 2015