Sallys Leben dreht sich nicht wirklich um sie. Sie selbst sieht sich eher als Nebenprotagonistin in ihrem eignen Leben. Sally ist diejenige, die nie Schwierigkeiten macht, weder der Mutter, noch den Geschwistern und auch nicht ihrem Freund. Sie will es allen nur Recht machen und fühlt sich dabei nicht wohl, dennoch füllt sie diese Rolle weiter pflichtbewusst aus.
Corona tut sein übriges dazu, denn die Familie ist in ihrem Haus gefangen und muss die Konflikte nun alle irgendwie austragen oder beiseite Wischen. Je nachdem was besser passt. Als dann die ein paar Jahre ältere Leni zu ihnen zieht, weil sie nirgendwo anders hin kann, hat Sally zum ersten Mal das Gefühl, dass sie sie selbst sein darf. Sie fühlt sich nicht mehr wie eine Statistin, sondern zum ersten Mal fühlt sie sich echt.
Was sind das für Gefühle und wie soll sie sich ihrem Freund gegenüber verhalten? Die Spanne zwischen dem, was nach außen richtig zu sein scheint und Sallys Emotionen wird immer größer. Doch vom Mond aus betrachtet spielt das alles sicher keine Rolle oder?
Vom Mond aus betrachtet spielt das alles keine Rolle hat mich mit in ein Kammerspiel genommen. eine Familie, in der nichts wirklich heil ist und es doch irgendwie zusammenbleibt. Mich hat diese zwiespältige Welt emotional leider nicht ganz abholen können. Zum einen fand ich Sally sehr schwer zu greifen. Es wurde zwar alles aus ihrer Perspektive heraus berichtet, aber ihre Beweggründe blieben für mich nicht ganz nachvollziehbar. Warum hat sie ihren Kerl nach dem großen Streit überhaupt zurück genommen? Sie wirkt erst ganz klar und knickt dann plötzlich doch ein. Auch die Gefühle für Leni kommen wie aus dem Nichts und konnten mich nicht ganz überzeugen.
Die übrige Familie ist auch mehr als seltsam. Die Mutter wirkt stets so als sei Sally ihr total egal. Da wäre ich an Stelle der Kinder viel früher mal auf Konfrontation gegangen. Doch alles erstirbt im Zigaretten und Joint-Qualm.
Die Corona Thematik sorgt zwar für das Kammerspiel, aber wird nur mehr am Rande besprochen. Da wurde mir zu wenig auf einige Aspekte eingegangen. Denn wenn man später von Corona redet, sollte es nicht nur um die Isolation gehen. Für mich als Long Covid Erkrankte wurden die Risiken zu wenig erwähnt. Nur ab und zu mal die Nachrichten.... Als ein Kapitel Tröpfchen-Infektion hieß, dachte ich schon: Ok, jetzt geht sie drauf ein. Aber auch da kam nichts hierzu.
Die Handlung schreitet in recht kleinen Schritten voran und bezieht sich mehr auf Sallys und später auch Lenis Erlebnisse. Beide berichten einige Kapitel aus ihrer Sicht jeweils. Leider gestaltete sich das Leseerlebnis dadurch als etwas zäh für mich. Wirkliche Spannung kam nicht auf und auch die Protagonisten konnten mich nicht mitreißen.
Das Ende war gut gelungen und hat mich dann einige Seiten fast in einem Rutsch durchlesen lassen, weil endlich etwas Action und Emotion aufkam. Die Vorausschau auf spätere Erlebnisse hätte ich am Ende nicht gebraucht. Da war dann ein wenig zu viel ausgeführt meiner Meinung nach.
